Aus dem Bereich der Schnepfen, der Regenpfeifer und ihrer Verwandten (also aus der Ordnung der Regenpfeiferartigen) gibt es nur einen Vogel, der dem Jagdrecht unterliegt: die Waldschnepfe. Diese hat auch eine Jagdzeit. Sie ist aber in einigen Bundesländern ganzjährig geschont, so z.B. in Nordrhein-Westfalen. Bitte prüfe daher dringend die Rechtslage in deinem Bundesland, bevor du Waldschnepfen bejagst.
Ein sehr ähnlich aussehender Vogel ist die Bekassine (auch ein Schnepfenvogel). Das korrekte Ansprechen von Waldschnepfe im Unterschied zur Bekassine kann daher in der Jägerprüfung geprüft werden. (z.B. Präparat, Frage “wann dürfen Sie diesen Vogel jagen?” Antwort: “Das ist eine Bekassine und sie unterliegt überhaupt nicht dem Jagdrecht, sondern dem Naturschutzrecht.”)
Der Bereich der Schnepfenvögel enthält noch einige Vögel mehr, denen man in Deutschland begegnen kann und die man daher ansprechen können sollte. Eng verwandt ist der Bereich der Regenpfeifer Auch aus diesem sollte man einige Arten kennen. Sie unterliegen alle dem Naturschutzrecht.
Gemeindsamkeiten der Schnepfen
Markant bei den Schnepfen ist der Schnabel. Auch wenn man des nach Jahrhunderten der Sprachgeschichte nicht mehr direkt ansieht: der Vogelname Schnepfe (englisch: snipe) ist mit dem Wort für Schnabel verwandt. Der Schnepfen sind also nach ihrem Schnabel benannt.
Hier der Schnabel einer Bekassine:
Der Schnabel der Schnepfen
Dieser Schnabeltyp heißt auch Wurmzieherschnabel. Er ermöglicht es, tief im Boden zu stochern. Dazu muss der Boden aber hinreichend weich sein. Bei den Schnepfenvögeln gibt es für diesen Schnabel auch einen treffenden eigenen Namen: der “Stecher”. Die meisten Schnepfenvögel lieben daher Feuchtgebiete wie Watt oder Moore. Nur die Waldschnepfe macht hier eine Ausnahme mit ihrer Vorliebe für lockere Waldböden.
Der Oberschnabel ist an der Spitze mit Tastzellen ausgestattet, damit können sich die Vögel dann unterirdisch ohne Sichtkontakt die Würmer finden und sie wie mit einer Pinzette aus dem Boden ziehen.
Das Stochern im Boden wird in der Jägersprache als “stechen” oder “wurmen” bezeichnet.
Die Nahrung der Schnepfen
Die Nahrung der Schnepfen besteht aus Würmern, Insekten, Larven, Schnecken. Je nachdem, was sich in ihrem Lebensraum aus dem Boden ziehen lässt. Ihr langer Schnabel eignet sich nicht für Nüsse, Körner oder Gräser.
Hier ist ein Video einer Bekassine, die im Schlamm nach Nahrung sucht:
Die Fortpflanzung der Schnepfen
Schnepfen brüten am Boden. Auch das kann man sich mithilfe des Schnabels erklären: mit diesem langen Schnabel kann man nicht gut das nötige Baumaterial für ein Nest auf den Baum bringen. Das Nest wird soweit wie möglich mit Blättern etc. ausgestattet.
Die Schnepfen verlassen sich beim Brüten auf ihre Tarnung und fliehen erst dann, wenn es bei Gefahr gar nicht mehr anders geht.
Als Bodenbrüter sind die Jungen dann auch Nestflüchter. Wer auf dem Boden brütet, kann es sich nicht leisten, bettelnde und piepende Jungvögel im Nest auf dem Boden zurückzulassen, während die Elternvögel auf Nahrungssuche sind.
Die Gelegegröße der Schnepfenvögel ist 4 (siehe “Eikonstanz”). Gebrütet wird 3 Wochen. Beim Großen Brachvogel sind es 4 Wochen. (Großer Vogel längere Brutzeit, wie so oft)
Achtung: im Einzelfall kann die Gelegegröße abweichen. Die Wikipedia führt aus:
“Die Gelege der Schnepfenvögel bestehen gewöhnlich aus vier, bei manchen Arten auch zwei oder drei kreiselförmigen bis ovalen Eiern.”
Die Lebensweise der Schnepfen
Schnepfen sind Kulturflüchter. Deswegen hast du sie auch zu Hause im Garten noch nie gesehen und du lernst sie erst für die Jägerprüfung…
Schnepfen sind Zugvögel.
Nur die Waldschnepfe ist ein Teilzieher, d.h. ein Teil der Vögel bleibt hier, ein Teil zieht im Winter weg. Außerdem kommen bei der Waldschnepfe Zugvögel aus dem Norden im Wintern zu uns.
Schnepfenvögel haben zwischen den Augen Salzdrüsen, mit denen sie Salz ausscheiden können. Soweit sie in Salzwiesen oder im Watt auf Nahrungssuche gehen, hilft ihnen das, mit dem Salzwasser klarzukommen. Arten, die eher in Süßwasserbereichen leben, haben diese ggf. auch stark zurückgebildet.
Die Waldschnepfe
Hier als erstes ein Foto der Waldschnepfe:
In der Schneelandschaft mit vereinzelten vertrockneten Blättern fällt der Vogel dank seiner Tarnung kaum auf.
Bitte beachten: die Waldschnepfe ist auf der Brust von links nach rechts gestreift. Sie ist auch am Bauch gestreift. Beides unterscheidet sie deutlich von der Bekassine. (Die Bekassine ist nicht von links nach rechts gestreift und sie hat einen ungestreiften Bauch.)
Hier noch einmal die Streifen im Detail. Das Bild zeigt eine Jagdtrophäe aus der Familie:
Lebensraum der Waldschnepfe
Der Lebensraum der Waldschnepfe sind Wälder. Deswegen heißen sie so. Sie sind damit auch in ganz Deutschland verbreitet, außer im Hochgebirge. Mit ihrem Wurmzieherschnabel sind sie dabei auf humusreiche lockere Waldböden angewiesen, in denen sie Würmer, Insekten und Larven suchen.
Lebensweise der Waldschnepfe
Die Waldschnepfe gibt es sowohl als Zugvogel als auch als Standvogel. Sie ist ein Teilzieher. Deutschland liegt im Grenzgebiet zwischen ganzjährigem Vorkommen und Vogelzug. In der Wikipedia ist eine schöne Karte dazu. Diejenigen Schnepfen, die hierbleiben, nennt man auch “Lagerschnepfen”.
Die Schnepfe brütet auch in Skandinavien. Diese Vögel ziehen dann im Vogelzug bei uns durch oder überwintern vielleicht auch bei uns.
Balzz der Waldschnepfe
Die Balzzeit der Waldschnepfe ist März/April und beginnt mit der Rückkehr der Zugvögel.
Charakteristisch ist der Schnepfenstrich. (Achtung: der Begriff wird hier anders verwendet als z.B. bei den Enten, wo er den morgendlichen bzw. abendlichen Wechsel des Aufenthalts zwischen Quartier und Nahrungssuche bezeichnet.)
Schnepfenstrich heißt, dass die Männchen morgens und abends in der Dämmerung umherfliegen und die Weibchen suchen. Die Weibchen halten sich am Boden auf. Das Männchen beteiligt sich nicht am Brüten und auch nicht an der Aufzucht der Jungen. Ein Männchen kann mehrere Weibchen begatten. Männchen und Weibchen trennen sich unmittelbar nach dem Begatten.
Die Waldschnepfe lebt polygam. Das ist ungewöhnlich, weil es keinen Geschlechtsdimorphismus gibt: Männchen und Weibchen sehen praktisch gleich aus. (Ansonsten ist es meist so, dass polygam lebende Vogelarten Männchen mit Prachtkleid haben, da diese jedes Jahr erneut um die Weibchen werben müssen.)
Fortpflanzung der Waldschnepfe
Das Bodennest ist eine einfache Mulde, die mit Blättern und Moos gepolstert wird. Die Jungen werden von der Mutter gefüttert. Bei Gefahr lenkt sie durch Vortäuschen einer Behinderung vom Nest ab. Sie verlassen sich auf ihre Tarnung und fliegen erst dann auf, wenn es gar nicht mehr anders geht. Ihre Tarnung ist auch für den Wald sehr gut.
Die Jungen sind nach 5 Wochen flügge. Es schließt sich eine zweite Brut an.
Jagd auf die Waldschnepfe
Die Jagd auf Waldschnepfen ist in einigen Bundesländern ausgesetzt. In Schleswig-Holstein ist die Jagd möglich, der Anteil an der gesamtdeutschen Strecke ist hoch. (Vogelzug!)
Trophäen
Die Waldschnepfe hat besondere Trophäen:
- Die Malerfeder: das ist die äußerste (erste) Handschwinge. Sie ist verkümmert und nur 2,5 cm lang. Sie wird tatsächlich für künstlerische Zwecke (Kalligraphie) verwendet.
- Der Schnepfenbart: dies ist ein Federbüschel am Bürzel, also ganz und gar nicht dort, wo man einen Bart vermutet
Die Bekassine
Kommen wir nun zur Bekassine. Sie unterliegt nicht dem Jagdrecht (wie die Waldschnepfe), sondern dem Naturschutzrecht. Sie ist deutich kleiner als die Waldschnepfe, nur etwa halb so groß. Daher kommt auch ihr Name:
Das französische Wort für Schnabel ist “bec”. Davon abgeleitet heißt die Waldschnepfe auf Französisch “bécasse”. Und “bécassine” ist davon die Verkleinerungsform.
Abgesehen von der Größe sieht die Bekassine aber der Waldschnepfe sehr ähnlich, und man muss schon genau hinschauen, um die beiden korrekt anzusprechen.
Hier ein Bild von der Bekassine:
Man sieht im Vergleich zur Waldschnepfe zwei charakteristische Unterschiede zur Bekassine:
- Die Bekassine ist nicht waagerecht gestreift. Sie ist eher gescheckt. Im Halsbereich kann man bei einigen Exemplaren eher senkrechte Linien erkennen. (Eselsbrücke: die Waldschnepfe lebt im Wald und muss, wenn sie flieht, von links nach rechts im Zickzack fliegen. Die Bekassine lebt in offener Landschaft und kann geradeaus fliehen.)
- Der Bauch der Bekassine ist weiß.
Schnabel von Bekassine und Waldschnepfe sind ähnlich groß. Da die Bekassine kleiner ist, wirkt ihr Schnabel im Vergleich zum Kopf noch größer als bei der Waldschnepfe.
Die Lebensweise der Bekassine
Die Bekassine lebt auf feuchtem Untergrund, in dem sie mit ihrem Schnabel stochern kann: feuchte Wiesen, Verlandungszonen, offene Moore.
Die Bekassine als Himmelsziege
Im Sturzflug vibrieren ihre Stoßfedern mit einem charakteristischen Geräusch, einem “Meckern”, das der Bekassine auch den Spitznamen “Himmelsziege” eingebracht hat.
In diesem Video ist das Meckern gut zu hören, ab dem Zeitstempel 14 Sekunden:
Der große Brachvogel
Der größte Vertreter der Schnepfenvögel ist der große Brachvogel. Sein Schnabel ist bis 15 cm lang. Der Vogel ist mit bis zu 60 cm noch einmal deutlich größer als die Waldschnepfe. Auch wenn die Zeichnung ähnlich ist (Tarnfarbe eines Bodenbrüters), so ist er im Vergleich zu den anderen Schnepfen unverwechselbar.
Hier ein Foto:
Charakteristisches Kennzeichen des Großen Brachvogels ist der lange und stark nach unten gekrümmte Schnabel. Im Aussehen unterscheiden sich der männliche und der weibliche Brachvogel nicht. Das Weibchen ist nur etwas größer. Auch ist der Schnabel beim Weibchen länger und stärker nach unten gekrümmt.
Die Lebensweise weist nach dem, was wir uns über die Schnepfen angesehen haben, keine Überraschungen auf:
- Der Große Brachvogel ist ein Zugvogel. Eine Karte mit den Brut- und Überwinterungsgebieten findet sich in der Wikipedia. Er zieht z.T. bis nach Südafrika.
- Er lebt in Mooren und Heiden und findet sich im Vogelzug auch gerne im Wattenmeer.
- Er brüten in Deutschland, aber auch im Norden bis nach Skandinavien.
Als Nahrung dienen (wie bei den Schnepfenvögeln üblich) Würmer, Insekten und Schnecken. Hinzu kommen aber auch Beeren und Pflanzenteile. Aufgrund der Größe seines Schnabels ist dies (im Unterschied zu den kleineren Schnepfen) dann doch möglich.
Uferschnepfe
Hier ein Foto der Uferschnepfe:
Auf den ersten Blick sieht die Uferschnepfe dem großen Brachvogel ähnlich. Sie erreicht aber nur eine Länge von 35-45cm und ist damit deutlich kleiner. Der Schnabel kann bis 11 cm lang werden. Er ist aber gerade und nicht gekrümmt. Den Schnabel und die Zeichnung des Halses schauen wir uns noch einmal genauer an:
Im Hals- und Kopfbereich ist die Uferschnepfe rötlich gefärbt. Hier gibt es auch einen Unterschied zwischen Brutkleid und Prachtkleid. Im Prachtkleid ist das rotbraun ausgeprägter.
Verwechselungsgefahr besteht weder zum Großen Brachvogel noch zu der Waldschnepfe.
Die Uferschnepfe ist ein Zugvogel. Sie brütet in Mitteleuropa und überwintert in Afrika südlich der Sahara. Sie lebt in Mooren. Bei uns hat sie sich aber auch an Feuchtwiesen angepasst.
Wie der Große Brachvogel nimmt sie zusätzlich zur üblichen tierischen Nahrung der Schnepfen auch Beeren und Pflanzenteile zu sich.
Weitere Artikel über Federwild
Bildnachweis: alle Bilder (soweit nicht anders gekennzeichnet) via Depositphotos.