Die Raufußhühner sind eine Untergruppe der Hühnervögel. Für die Jägerprüfung musst du fünf einheimische Arten kennen: Auerwild, Birkwild, Rackelwild, das Alpenschneehuhn und das Haselwild.
Unterschied Raufußhühner vs. Feldhühner
Die Raufußhühner (auch Waldhühner) haben eine wichtige Gemeinsamkeit: die Ständer (Beine) sind befiedert. Darin unterscheiden sie sich von den Glattfußhühnern (auch Feldhühnern). Letztere haben an den Ständern keine Befiederung. Auf den unten stehenden Fotos sind diese z.T. gut zu erkennen.
Raufußhühner: Jagdrecht oder Naturschutzrecht?
Alle 5 Arten (Auerwild, Birkwild, Rackelwild, das Alpenschneehuhn das Haselwild) zählen nach §2 des Bundesjagdgesetzes zum Federwild und unterliegen dem Jagdrecht. Sie sind aber ganzjährig geschont. In anderen Ländern sieht die Lage anders aus. So ist z.B. in Österreich in einigen Gegenden die Jagd auf das Birkwild weiterhin möglich. Bei uns in Deutschland sind aber alle Arten der Raufußhühner im Bestand gefährdet.
Raufußhühner: Hochwild oder Niederwild?
Laut Bundesjagdgesetz zählen bei Federwild drei Arten zum Hochwild: Auerwild, Steinadler und Seeadler
Gemeinsamkeiten der Raufußhühner
Die 5 Arten der Raufußhühner (Außerhalb von Deutschland gibt es weitere Arten…) haben wichtige Gemeinsamkeiten. Mit diesen fangen wir an.
Gemeinsamkeiten im Körperbau der Raufußhühner
- Raufußhühner haben einen Pickschnabel. Man kennt dieses Verhalten von den Haushühnern auf dem Bauernhof. Die gehören zwar nicht zu den Raufußhühnern aber immerhin zu den Hühnervögeln.
- Raufußhühner haben einen Drüsenmagen und einen Muskelmagen. Im Muskelmagen werden Steinchen (“Weidkörner”) dazu eingesetzt, die Nahrung zu zerkleinern. Dies kann nicht im Schnabel geschehen, weil der Schnabel keine Zähne hat. Es muss also weiter unten im Verdauungstrakt passieren.
- Raufußhühner haben zwei Blinddärme. Auch diese dienen dazu, pflanzliche Nahrung besser aufzuschließen. Mangels Wiederkäuermagen kann dies erst nach dem Magen passieren. Daher ist der Blinddarm bei Raufußhühnern auch vergleichsweise lang.
- Die Hähne (Männchen) der Raufußhühner haben “Balzrosen” über den Augen. Dieser Bereich des Kopfes ist unbefiedert, rot und in der Balzzeit verdickt. Hier ein Foto im Detail (Auerhahn)
- Raufußhühner haben befiederte Ständer. Das hilft im Winter im Schnee. Die Befiederung setzt sich bis runter zu den Zehen fort. Auf den Zehen haben sie spezielle umgebildete Federstummel, die “Balzstifte” genannt werden. => Foto siehe hier.
Gemeinsamkeiten bei der Nahrung
- Ausgewachsene Raufußhühner ernähren sich vorwiegend pflanzlich. Je nach Lebensraum können das Knospen, Naden, frische Triebe oder auch Flechten sein. Insekten und Würmer werden mitgenommen, soweit verfügbar. Lediglich die Küken brauchen in der ersten Zeit besonders eiweißreiche Nahrung und ziehen Insekten und Würmer daher vor.
Gemeinsamkeiten im Verhalten der Raufußhühner
- Raufußhühner können fliegen, aber sie fliegen nicht gut und nicht weit. (Einfach an Hühner auf dem Bauernhof denken.)
- Sie sind daher Standvögel und bleiben im Winter hier. (Lediglich die Wachtel aus den Glattfußhühnern ist hier als Ausnahme ein Zugvogel.)
- Raufußhühner sind Kulturflüchter
- Die Küken sind Nestflüchter und können nach 2 Wochen fliegen
Fortpflanzung der Raufußhühner
- Auerwild und Birkwild führen polygame Ehen. Ein Hahn kann mehrere Hennen haben und beteiligt sich folglich auch nicht am Brüten und bei der Aufzucht der Jungen. (Wer mehrere Hennen hat, kann das nicht bei allen leisten.) Wer mehrere Hennen haben will, muss besonders prächtig aussehen und hat demzufolge das Prachtgefieder am besten gleich das ganze Jahr. [Merkhilfe: Auerwild und Birkwild sind untereinander kreuzbar und haben deshalb auch ein ähnliches Verhalten.]
- Alpenschneehuhn und Haselwild führen monogame Jahresehen. Hier beteiligt sich der Hahn auch am Brüten und bei der Aufzucht der Küken. Beim Alpenschneehun ist dies auch dem unwirtlichen Lebensraum geschuldet.
Vorkommen der Raufußhühner
- Das Auerwild kommt in den Alpen vor, außerdem in den Mittelgebirgen. Es braucht naturnahe Bergwälder.
- Das Birkwild hingegen liebt die offenen Flächen der Heiden und der Moore. Außerdem kommt es in den Alpen vor, dort aber oberhalb der Baumgrenze außerhalb der Wälder. In Schleswig-Holstein sind die Bestände erloschen. Versuche der Wiederansiedelung sind fehlgeschlagen. Merkhilfe: Birken finden sich in Heide und Moor.
- Das Alpenschneehuhn lebt – wie der Name es schon sagt – in den Alpen, oberhalb der Baumgrenze. Es ist mit seinem ausgeprügten Gefiederwechsel zwischen Sommer und Winter speziell an den Schnee auf den Bergen angepasst.
- Das Haselhuhn lebt in den Mittelgebirgen und braucht Deckung (siehe die Hasel im Namen!). Da landwirtschaftlich genutzte Wälder gerne so bewirtschaftet werden, dass es kaum Unterholz gibt, hat es auch das Haselwild schwer in Deutschland. Es liebt Laubwälder, kommt mit Mischwäldern klar und mag reine Nadelwälder nicht.
Auerwild
Hier ein Bild des Auerhahns:
Zu sehen sind:
- Der grünliche Brustschild. Allein schon dieses Kennzeichen unterscheidet ihn vom Birkhahn. (Der Birkhahn ist auch deutlich kleiner, aber dafür fehlt im Foto der direkte Vergleich.)
- Die roten “Balzrosen” über den Augen. Sie heben sich deutlich vom sonst meist schwarzen Gefieder ab. Der Kopf ist hier unbefiedert.
- Gut zu sehen ist auch der Kehlbart (“Balzkragen”) unterhalb des Schabels.
- Auf den Schwingen ist ein weißer Spiegel.
- Optisch auffällig, speziell in der Balz, ist der Stoß. Er heißt beim Auerhahn auch “Fächer”. Die einzelnen Stoßfedern heißen hier auch “Schaufeln”. Man erkennt hier auch die (entfernte) Verwandschaft zum Pfau, der ebenfalls zu den Hühnervögeln gehört. Der Pfau schlägt ein Rad, der Auerhahn zeigt seinen Fächer. Er unterscheidet sich stark vom Birkhahn (siehe unten).
Hier ein Bild der Auerhenne:
Der Auerhenne sieht man an, dass sie für das Brüten auf gute Tarnung angewiesen ist. Der Größenunterschied zur Birkhenne ist gering. Die Auerhenne ist im Schnitt etwas größer, aber kleine Auerhennen können kleiner sein als große Birkhennen. Auch die Zeichnung ist ähnlich.
Der herausragende Unterschied zwischen Auerhenne und Birkhenne ist der braune Schild der Auerhenne. Die Birkhenne ist dort genauso gemustert wie am ganzen Körper, also ohne Schild.
Birkwild
Hier ein Bild vom Birkhahn:
Er ist deutlich kleiner als der Auerhahn. Im Aussehen insgesamt aber ähnlich. Die markanten Unterschiede für korrektes Ansprechen sind:
- Größe wie Haushuhn. (Auerhahn: wie Truthahn)
- Der grüne Schild des Auerhahns fehlt
- Die Balzrosen sehen etwas anders aus.
- Der augenfälligste Unterschied ist aber der Stoß. Beim Birkhahn unterscheiden wir den weißen Unterstoß und die schwarzen Sicheln. Während der Fächer beim Auerhahn wirklich wie ein Fächer aussieht, erscheint der Stoß des Birkhahns wie gerupft. Statt gerader Schaufeln (Auerhahn) hat er gekrümmte Sicheln. Je Seite bis zu 4. Ältere Hähne haben die volle Anzahl. Jüngere haben weniger.
Hier ist ein Bild der Birkhenne:
Die Birkhenne sieht der Auerhenne sehr ähnlich. Auch in der Größe sind sie vergleichbar. Im Durchschitt ist sie etwas kleiner. Eine große Birkhenne kann aber auch größer sein als eine jüngere Auerhenne.
Der wichtigste Unterschied ist die Brust: die Auerhenne hat hier ein braunes Schild. Die Birkhenne ist hier stattdessen genauso gemustert wie überall.
Die Birkhenne hat – wie der Birkhahn – einen weißen Unterstoß. Man kann ihn in diesem Bild aber nicht sehen, weil der Stoß nicht aufgerichtet ist.
Rackelwild
Rackelwild ist die Kreuzung aus Auerwild und Birkwild.
In der Natur kommt dies nur vor, wenn sich ein Auerhahn und ein Birkhuhn kreuzen. Anders herum passt es mit der Größe für den Tretakt nicht. Man hat es mit künstlicher Befruchtung aber hinbekommen: auch ein Birkhahn und eine Auerhenne können Rackelwild bekommen.
Rackelwild untereinander ist unfruchtbar. Rackelwild mit Auerwild bzw. Rackelwild mit Birkwild soll aber funktionieren.
Hinzuzufügen ist: zur Fruchtbarkeit des Nachwuchses finden sich in der Literatur auch unterschiedliche Angaben.
Insgesamt ist Rackelwild aber nicht häufig. Es setzt auch voraus, dass in einem bestimmten Gebiet beide Vogelarten vorkommen. Das kann in den Alpen der Fall sein. In Schleswig-Holstein, wo ich wohne, gibt es aber weder Auerwild noch Birkwild und damit auch kein Rackelwild.
In der Wikipedia findet sich ein Foto eines Rackelhahns.
Haselwild
Hier ein Foto des Haselhahns:
Und hier ein Bild der Henne:
Der Unterschied zwischen Männchen und Weibchen ist nicht groß. Wichtig ist der schwarze Kehlfleck, den man nur beim Hahn findet. Das Männchen hat außerdem die typischen roten Balzrosen und eine schwarze Stoßbinde.
Beide Geschlechter haben eine Federhaube (“Holle”) auf dem Kopf, die sie bei Erregung aufstellen können. In dem Foto vom Hahn ist das zu sehen.
Das Haselwild ist vergleichsweise klein. Männchen 600g, Weibchen 500g.
Haselwild lebt monogam und bleibt auch nach der Aufzucht der Jungen gerne noch eine Weile im Famlienverband beisammen. Das Brüten erledigt aber allein die Henne. Das Männchen bleibt in der Nähe zum Schutz.
Haselwild übernachtet gerne auf Schlafbäumen. Außer solange die Küken noch nicht flugfähig sind, und nicht auf den Baum kommen.
Alpenschneehuhn
Beim Alpenschneehuhn sind Hahn und Henne ähnlich gefärbt. Herausragend ist stattdessen der Unterschied zwischen Sommerkleid und Winterkleid.
Im Sommer braucht der Vogel ein braunes Gefieder, um zwischen den Felsen nicht aufzufallen. Wie oben schon erwähnt, lebt er in der den Alpen oberhalb der Baumgrenze.
Im Winter gibt es (anders als bei uns in Schleswig-Holstein) in den Alpen verlässlich Schnee. Hier braucht das Schneehuhn ein weißes Gefieder.
Hier ein Bild des Winterkleids:
Das Gefieder ist weiß. Das Männchen hat als einziges deutliches Merkmal einen schwarzen Streifen im Gesicht. In der Jägersprache sind das “Zügel”. Oberhalb der Augen finden sich in der Balz auch rote Balzrosen, allerdings nicht in diesem Foto.
Hier zum Vergleich das Sommerkleid:
Man könnte fast denken, es handelte sich hier um eine gänzlich andere Art. An den Balzrosen können wir erkennen, dass wir es hier mit einem Hahn zu tun haben.
Das Schneehuhn lebt in Jahresehe. Beide Elternvögel brüten und beide kümmern sich um die Küken. In der unwirtlichen Umweld oberhalb der Baumgrenze scheint das von Vorteil zu sein.
Im Winter schützt sich das Schneehuhn vor der Kälte, indem es sich Schneehöhlen gräbt und diese dann einschneien lässt. Es baut sich sozusagen einen Iglu. Nahrung kann es auch im Winter dadurch finden, dass es sich im Schnee bis zum Boden durchgräbt.
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