Hochwild oder Niederwild – was macht den Unterschied?


Traditionell unterscheidet die Jägersprache zwischen Hochwild und Niederwild.

Die Regelung aus dem Bundesjagdgesetz §2 Abs 4 lautet:

Zum Hochwild gehören Schalenwild außer Rehwild, ferner Auerwild, Steinadler und Seeadler. Alles übrige Wild gehört zum Niederwild.

Woher stammt der Begriff “Hochwild”?

Hochwild bezeichnete früher das Wild, das sich der Adel für die “hohe Jagd” vorbehalten hatte. Nur der Adel hatte das Privileg, diese Tierarten zu bejagen. Das einfache Volk musste sich mit dem begnügen, was übrig blieb.

Welche Relevanz hat die Unterscheidung zwischen Hochwild und Niederwild heute?

Die Privilegien des Adels wurden schon vor langer Zeit abgeschafft. Einen Adel, der das Vorrecht hätte, das Hochwild zu bejagen, gibt es nicht mehr.

Auch im heutigen Recht ist diese Unterscheidung kaum relevant. Im Bundesjagdgesetz wird die Unterscheidung zwischen Hochwild und Niederwild nur definiert, aber nirgends verwendet. Lediglich in den Landesjagdgesetzen findet sich dies zuweilen. So unterscheidet Schleswig-Holstein bei der Mindestdauer einer Jagdpacht zwischen Hochwildrevieren und Niederwildrevieren. Auch kennt Schleswig-Holstein Hochwild-Hegegemeinschaften. In anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus. Mehr rechtliche Relevanz hat die Unterscheidung heute nicht mehr.

Hochwild und Niederwild in der Jägerprüfung

Am relevantesten ist die Unterscheidung zwischen Hochwild und Niederwild wohl in der Jägerprüfung. Es scheint sich um eine beliebte Prüfungsfrage zu handeln, sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen Prüfung. Also schauen wir noch einmal hin und versuchen, uns diese Tierarten zu merken.

Hochwild aus dem Bereich des Haarwilds

Alle Schalenwildarten außer dem Rehwild. Raubwild ist immer Niederwild. Wer musste das Raubwild bekämpfen? Das Fußvolk. (Das ist natürlich nur eine Eselsbrücke. Wie es im Mittelalter war, habe ich dafür nicht nachgeschlagen. Aber als Eselsbrücke taugt es doch.)

Aus allem anderen Wild, aus dem für die Nahrung nutzbaren Schalenwild, ist nur das Reh Niederwild. Es ist schließlich auch deutlich kleiner als alle anderen. Stell dir vor, man würde dir alle Schalenwildarten präsentieren und du müsstest genau eine davon zum Niederwild erklären? Dann würde doch auch deine Wahl auf das Reh fallen, oder?

Hochwild aus dem Bereich des Federwilds:

Bei Federwild müssen wir uns drei Vogelarten merken.

Auerwild ist in seiner ganzen Erscheinung prachtvoll und wurde auch gerne als Trophäe präpariert.

Hinzu kommen zwei Adler: Steinadler und Seeadler. Hier merken wir uns: Adler ist zusammengezogen aus Adel-Aar. Aar ist das alte Wort für den Adler. Und der Adler war für die Menschen damals der Edel-Aar. Er trägt die Zugehörigkeit zur Hohen Jagd und zum Vorbehalt des Adels quasi schon im Namen.

Den Adler haben wir gleich zweimal: einmal den Seeadler und einmal den Steinadler. Einmal Nordsee, einmal Alpen.

Das Hochwild aus dem Federwild hat keine Jagdzeit

Zu den Hochwildarten des Federwilds sei noch angemerkt: Diese drei Vogelarten dürfen aktuell nicht bejagt werden. Die Adler schon mal gar nicht. Aber auch das Auerwild hat aktuell keine Jagdzeiten. Es ist (Oktober 2023) in allen Landesjagdverordnungen ganzjährig geschont. Auch das spricht dafür, dass die Frage nach dem Hochwild in erster Linie für die Jägerprüfung gedacht ist, um zu prüfen, ob diese jagdliche Tradition bekannt ist.

Bildnachweis: alle Bilder (soweit nicht anders gekennzeichnet) via Depositphotos.

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